Die Musikkapelle Steinegg wurde von Frau Ursula Lantschner, Kummertochter in Steinegg und spätere Mesnerin (verehelichte Rieder; genannt "Mesnermutter" im Jahre 1813 gegründet.
Die musikalisch hochbegabte Ursula war bereits in der Schule aufgefallen und zum Singen in der Kirche motiviert worden. Ein besonderes Verdienst bei der Entdeckung und Förderung ihres Talentes kommt dem damaligen Kooperator Johann Masoner zu. Seinem Bemühen ist es zu verdanken, dass Ursula den Kirchenchor von Steinegg übernommen hat.
Die Gründung der Musikkapelle hängt eng mit den Rahmenbedingungen zusammen, unter denen der Kirchenchor musizieren musste. Als notorisch arme Pfarrei verfügte die Kirche von Steinegg über keine Orgel. Daher kamen Ursula und Kooperator Masoner auf den Gedanken, die Sänger auf dem Chor mit Instrumenten zu begleiten.
Es erwies sich als nicht schwierig, musikbegeisterte junge Burschen ausfindig zu machen, die bereit waren ein Instrument zu erlernen. Das Ergebnis wurde von der Bevölkerung mit großer Begeisterung aufgenommen und tatkräftig unterstützt.
Kein Wunder, dass sich in den jungen Bläsern schon bald der Wunsch regte, nicht nur in der Kirche, sondern auch außerhalb bei Feiern und Festen zur Unterhaltung der Menschen zu spielen. Dies darf als die Geburtsstunde der Musikkapelle Steinegg bezeichnet werden.
Im Jahre 1814 musste der Kooperator Johann Masoner auf Geheiß des Bischofs Steinegg verlassen. Nun war Ursula auf sich allein gestellt. Trotz ihrer vielen Arbeit als Mesnerin und Mutter nahm sie die Herausforderung an und stand der Musikkapelle Steinegg bis 1853 als Kapellmeisterin vor. Dann trat der junge Lehrer und Gemeindeschreiber Stephan Schroffenegger in ihre Fußstapfen.
Ursula starb am 2. Jänner 1868 im Alter von 76 Jahren. Auf ihrem letzten Gang spielten die Musikanten mit solcher Hingabe, dass nur wenige Augen tränenleer blieben. Bis zu ihrem Tode hatte Ursula, obwohl nicht mehr aktiv in der Kapelle, regen Anteil an der Entwicklung der Musikkapelle genommen.
Ursula hatte neben anderen Kindern auch zwei Söhne, Josef und Alois, die als Musiker und Komponisten weit über die Grenzen der Heimat hinaus bekannt geworden sind. Im Zusammenhang mit der Geburt des Sohnes Alois wird eine nette Geschichte (hier klicken) erzählt, die eindrucksvoll das Verhältnis der Kapellmeisterin zu ihren Musikanten verdeutlicht.
Zurück